Der Mähdrescher Kraftfahrzeugsimulator 2011

Bei dem “Mähdrescher Kraftfahrzeugsimulator 2011” handelt es sich um eine jüngst erschienene Wirtschaftsfahrzeugsimulation, die sich im Laufe der letzten Woche an die Spitze meiner persönlichen Wirtschaftsfahrzeugsimulationentabelle gekämpft hat.

In den letzten Monaten hat besagtes Genre bekanntlich einiges an Aufmerksamkeit bekommen, was es vor allem der Veröffentlichung des vierten Teils der “Straßenkehrer Fahrsimulator”-Reihe (2010) zu verdanken hat. Diese hatte sich seinerzeit getraut, dem 3D-Wahn – im Gegensatz zur Konkurrenz – nicht hinterherzurennen und sich ganz auf seine zweidimensionalen Wurzeln zu berufen. Anfangs wusste man noch nicht, ob sich dieser Schritt auszahlen würde, mittlerweile hat sich jedoch gezeigt, dass ein gutes Spielsystem alle 3D-Schreie verstummen lassen kann.

Ich selbst konnte mit dem “Straßenkehrer Fahrsimulator 2010” aber leider nicht viel anfangen. Selbstverständlich kenne auch ich die wichtigsten Fahrzeugmodelle der Serie und ihre Spezifikationen. Wer nicht? Trotzdem war mir der “Straßenkehrer” immer zu sauber und ordentlich. Klar, was will man von einem Spiel mit diesem Titel auch anderes erwarten? Dennoch: Mir ist bis heute fast keines der angebotenen Fahrzeuge sympathisch. Es muss bei mir einfach “klick” machen, wenn ich mich im Farzeugauswahlmenü befinde. Und das tat es nicht.

Da dies natürlich eine sehr subjektive Meinung ist, möchte ich auch betonen, dass ich mich zudem nie mit der Spielmechanik anfreunden konnte. Die Fahrzeugbedienung wollte mir nie so leicht von der Hand gehen, wie die Entwickler es wollten. Das ist nicht erst seit dem vierten Teil so. Aufgewachsen bin ich nämlich mit dem zweiten Teil der Serie. Bei einem Freund auf dem Supernintendo habe ich damals einige Stunden lang Straßen gereinigt und bin sogar kompetitiv gegen meinen Klassenkameraden angetreten. Aber die einzige Straße, die hier poliert wurde, war meine eigene. Der Funke wollte einfach nicht überspringen. Das Wirtschaftsfahrzeugsimulationsgenre war sowieso noch nie mein Lieblingsgenre gewesen, was ich nicht nur auf den “Straßenkehrer”, sondern auch auf all die anderen Simulationen da draußen beziehe.

Doch dann wurde der “Mähdrescher Kraftfahrzeugsimulator 2011” angekündigt und plötzlich mein Interesse für das Genre neu entflammt. Ich erinnerte mich an meine ersten Kontakte mir der Serie, als die Animationen der einzelnen Fahrzeuge noch aneinandergereihte Fotos echter Fahrzeuge waren. Das hatte schon seinen ganz eigenen Charme. Aber im Laufe der Zeit machte auch diese Serie den Schritt in die dritte Dimension und ich verlor das Interesse.

Warum mich 3D stört? Das ist schwer zu erklären. Vermutlich liegt es daran, dass ich schon genug mit der Steuerung der Boliden zu kämpfen habe, wenn ich mich um ein zweidimensionales Terrain kümmern muss. Nun auch noch in die Tiefe gehen zu müssen, hat mich immer überfordert. Wie gesagt: Ich bin kein Profi im Bereich der Wirtschaftsfahrzeugsimulatoren. Und darum freute es mich auch, dass nun wieder alles anders ist: Keine 3D-Umgebungen. Keine Tiefe. Ich wurde hellhörig.

Mittlerweile ist das Spiel erschienen, ich habe einige Stunden Spielzeit hinter mich gebracht und kann sagen: Alles ist so wie früher. Und sogar besser. Ich möchte mich nun aber von der technischen Seite entfernen. Das Wichtigste habe ich gesagt: Der Spielablauf ist zweidimensional, die Grafik erstrahlt dafür in augenmassierendem 3D.

Was viel mir wichtiger ist: Das Spiel macht Spaß! Und das nicht zu knapp. Dies liegt zunächst einmal an den vielen unterschiedlichen Fahrzeugen. Etwa dreißig Stück haben es in das Spiel geschafft und wer glaubt, hier kein seiner Spielweise entsprechendes Gefährt zu finden, liegt falsch. Schon alleine das Fahrzeugdesign ist aufgrund seines Abwechslungsreichtums eine Augenweide, weicht es doch von den zuvor erwähnten, blank polierten Straßenkehrmaschinen ab. Gibt der Motor des Einen während der Arbeit laute Quiekgeräusche von sich, grummelt der des Anderen nur leise vor sich her und auch optisch bekommt man hier von “normal” bis “vollkommen abgedreht” einiges geboten. Das ist natürlich nicht verwunderlich. Mähdrescher dreschen auf dem Land, nicht auf der Straße. Hier geht es härter und dreckiger zur Sache. Hier gehen die Fahrzeuge nach einem langen Arbeitstag nicht nur einfach mal kaputt, sondern fliegen einem, wenn man nicht aufpasst, hin und wieder aufgrund extremer Überlastung in Einzelteilen um die Ohren. Aber so ist das eben auf dem Land. Die Charakterdarsteller des Fernsehepos “Bauer sucht Frau” können ein schweißtreibendes Lied davon singen.

Trotz dieser Gefahren geht die Bedienung der Mähdrescher deutlich leichter von der Hand als die seiner Kollegen von der Straße. Mit höchstens vier Handgriffen hat man in der Regel alles erledigt und nach wenigen Spieltagen, wenn man sich auf eine Maschine konzentriert, alles Wichtige gelernt. Nun beginnt der eigentliche Spaß: Wie ein Tornado fegt man über die Felder, reiht Kombination an Kombination und drischt was das Zeug hält.

Diese Bedienung mögen Freunde anderer Wirtschaftsfahrzeugsimulationen vielleicht als zu simpel bezeichnen, was aber nicht nur Geschmackssache, sondern sehr oberflächlich ist. Die einzelnen Aktionen so aneinanderzureihen, dass man gegen einen menschlichen Konkurrenzbauern (zum Beispiel den Nachbarsbauern, der einem die Erträge der eigenen Feldarbeit bildlich gesprochen um die Ohren hauen möchte) bestehen kann, ist schwerer als man zunächst annehmen mag.

Es gibt da aber noch einen anderen Punkt, den ich ansprechen möchte: “Der Mähdrescher Kraftfahrzeugsimulator 2011” bietet seinem Käufer etwas, was ich von diesem Genre niemals erwartet hätte: Eine richtige Kampagne mit Hintergrundgeschichte!

Das läuft in etwa so ab: Man beginnt als Bauer A, der auf einem Erntedankfest seine Ernte präsentieren möchte. Das Fest findet in einer Woche statt und man ist fleißig am Landwirtschaften. Plötzlich steht Bauer B vor der Haustür, der schon immer auf die Leistungen des Spielers neidisch war und einen darum zu einem Wettkampf herausfordert. Er selbst will ebenfalls am Fest teilnehmen und seine Früchte präsentieren. Sogleich beginnt ein Kampf, den der Spieler nun für sich entscheiden muss. Das ist aber noch nicht alles! Nach ein paar Runden erscheint plötzlich Bauer C. Dieser ist nicht nur interessiert am Hof von Bauer B, sondern auch noch dessen Sohn! Der Spieler springt nun in die Rolle von Bauer C und tritt im Laufe der Geschichte wieder gegen andere Bauern an, die man dann einige Zeit später ebenfalls selbst spielt. Dieser Perspektivenwechsel zieht sich durch die gesamte Geschichte. Natürlich ist das Ganze hier und da ein wenig abgedreht und bescheuert, dennoch bietet es etwas, was mir bisherige Wirtschaftsfahrzeugsimulationen nie bieten konnten: Spannende Unterhaltung!

Das ist aber noch lange nicht alles: Die gewöhnlichen Einzelspielerkarten, die man von der Konkurrenz und früheren Teilen der Serie kennt, sind ebenfalls enthalten und diverse Glücksspiele, bei denen die Mähdrescher nach dem Zufallsprinzip manipuliert werden (Schon mal während des Dreschens eingeschlafen?) sorgen für chaotische aber nicht minder spaßige Stunden. Auch Mehrspielerpartien sind möglich. Hier drischt man entweder gegeneinander oder in Zweierteams über die Felder.

Durch das Spielen der unterschiedlichen Spielmodi verdient man nebenbei Geld, das man in allerlei Extras investieren kann. Dazu gehören Konzeptzeichnungen der Schadensmodelle der verschiedenen Mähdrescher, neue Lackierungen oder sogar Sonderfunktionen, die den Spielablauf verändern können. Um hier alles freischalten zu können, muss man definitiv einige Stunden in das Spiel investieren.

Selbstverständlich ist nicht alles perfekt. Das Finale der Kampagne ist zum Beispiel etwas unfair und hat mich einige Male an meinen Fingerfertigkeiten zweifeln lassen. Aber wir reden hier ja auch von einer Wirtschaftsfahrzeugsimulation und dieses Genre gehört bekanntlich nicht zu den einfachsten der Videospielgeschichte. Außerdem gehören schwere Enden zur “Mähdrescher Kraftfahrzeugsimulator”-Reihe einfach dazu.

Es ist leicht zu erkennen, dass ich begeistert bin von dem Spiel. Ich hätte nie gedacht, dass mich eine Wirtschaftsfahrzeugsimulation mal so gut unterhalten könnte. Leider kommt man hierzulande nur schwer an das Spiel heran. Die Nachfrage war in der ersten Woche der Veröffentlichung so groß, dass schon nach kurzer Zeit alle Exemplare vergriffen waren und es zu Massenschlachten an den Kassen kam, wodurch sich die Geschäfte nun weigern, weitere Exemplare in ihre Regale zu stellen. Ich empfehle somit eine Bestellung über das Internet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert