Bobos Filmbox – 2016-02 – Oben Edition – #5 – Barbarella

Bobos Filmbox - 2016-02 - Oben Edition - #5 - Barbarella

/// ZiB

Obwohl wir dem gemeinen Trashfilm sehr zugetan sind, kannten wir die Weltraumamazone Barbarella bisher nur aus Erzählungen. Bobos Filmbox änderte dies endlich.

Bobos Filmbox - 2016-02 - Oben Edition - #5 - Barbarella

Die Abenteuer unserer gut gebauten Heldin beginnen mit einem Striptease in der Schwerelosigkeit, fast 40.000 Jahre in der Zukunft. Man muss ja irgendwie zeigen, was ihre besonderen Fähigkeiten sind. Barbarella wird vom Präsidenten der Erde auf die Mission geschickt, den vermissten Wissenschaftler Durand-Durand (ja, die Band hat sich nach ihm benannt) aufzuspüren. Er soll nämlich eine Waffe entwickelt haben, die auf keinen Fall in die falschen Hände geraten darf. In der Zeit, in der die Geschichte spielt, haben sich die Völker des bekannten Universums der Liebe und Freundschaft verschrieben, so dass bewaffnete Konflikte schon lange der Vergangenheit angehören. Diesen paradiesischen Zustand will Barbarella natürlich aufrecht erhalten. Bei ihrer Reise trifft sie auf alle möglichen seltsamen Geschöpfe, Gefahren und Geliebte.

“Weltraumamazone” trifft es eigentlich nicht wirklich. Barbarella bedient alle Klischees des naiven Blondchens, das scheinbar auf alles um sie herum mit neugierigem Staunen reagiert. Sie ist so richtig lieb und schnuckelig, mag ihr Raumschiff plüschig und will einfach nur, dass sich alle lieb haben. Dass sie zwar die Unschuld vom Lande (oder in diesem Fall von der Erde) ist, aber als wandelndes Sexobjekt inszeniert wird, das sich von jedem Mann ins Bett holen lässt, kann man als fragwürdiges Frauenbild sehen. Allerdings war es gar nicht so unangenehm, wie ich zuerst befürchtet hatte. Der Film fühlt sich so sehr nach Hippie Zeit, Flower Power und LSD-Trips an, dass er eher knuffig wirkt, als dass man sich darüber aufregen kann. Außerdem gesellt sich zu Barbarella bald ein blinder Engel in ähnlich freizügigem Outfit, der die Männerfraktion abdeckt. Was man hingegen gar nicht zu sehen bekommt, sind Sexszenen. Das hat mich nach dem freizügigen Vorspann und der Tatsache, dass es ziemlich häufig um Sex geht, ziemlich überrascht. Man sieht tatsächlich nichts während des gesamten Films. Ziemlich awkward wird es dennoch, zum Beispiel als Barbarella in die Genussorgel gesteckt wird oder eine Art Sexpille schluckt.

Erwähnte ich schon, dass der Film unglaublich bunte Settings voller Kitsch und seltsamer Ideen zu bieten hat? Und äußerst ausgefallene Kostüme? Und blaue Hasen? Natürlich sieht das alles ziemlich billig aus, aber die phantasievolle Optik hält bei Laune. Barbarella funktioniert als Sci Fi Trash deshalb ziemlich gut. Die Dialoge sind natürlich selten dämlich und die Handlung wirkt wild zusammengeschustert, aber wenn man mit den richtigen Erwartungen an den Film herangeht, kann man Spaß haben.

/// spa

Ich bin ja hin und her gerissen, wenn es um “Barbarella” geht. Es gab Momente, in denen ich peinlich berührt nicht wusste, was ich sagen sollte. Beispielsweise die Sexszene auf dem Eisgefährt, die mich von ihrer Machart her an alte deutsche Komödien erinnerte. Dann gab es einfach nur merkwürdige Dinge, wie die Kinder, die blauen Hasen oder die Art und Weise, wie der Engel wieder fliegen lernte. Alles, was mit Sex zu tun hatte, wirkte albern und verspielt, was jetzt nicht negativ gemeint ist, sondern fast schon sympathisch wirkte. Barbarella selbst war nun auch eher ein Tollpatsch, der von Debakel in Debakel stolpert und es dabei irgendwie immer schafft, sich selbst zu befreien. Dann gab es aber auch tolle Ideen, wie das Labyrinth, das sich scheinbar selbst aus den Menschen errichtet und erweitert, die sich in ihm verlaufen und darin zu Stein werden.

Man kann “Barbarella” wohl eine Sache ganz bestimmt nicht vorwerfen: Ideenlosigkeit. Die bunten und abwechslungsreichen Orte lassen keine Langeweile aufkommen und schicken den Augen der Zuschauerinnen und Zuschauer immer wieder neue Reize entgegen, die sie fasziniert auflachen lassen.

“Barbarella” hat mich durchweg gut unterhalten. Mal lachte ich über den Trashfaktor, mal schüttelte ich unglaubig den Kopf wegen Barbarellas Verhalten, mal erinnerte ich mich an Witze aus der Grundschule, doch kein einziges Mal war ich wütend, weil sich der Film wie Zeitverschwendung anfühlte. “Barbarella” ist wie eine in buntes Bonbonpapier eingewickelte Tablette Viagra, die sich am Ende jedoch als Zuckerwürfel herausstellt. Nicht das, was man erwartet hatte, dennoch irgendwie süß.

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