Ich habe wirklich absolut keine Ahnung, was ich heute in dieser Kolumne ansprechen soll. Das Problem kennt vielleicht jeder. Man bezeichnet so was als Schreibblockade oder auch Denkblockade. Und genau dieses geistige Phänomen hat mich gerade eben heimgesucht.
Die Situation ist bekannt: Man hat Ideen zu einem Text, den man schreiben möchte, setzt sich hin, schreibt eine halbe Seite und merkt dann, dass diese Ansammlung von Buchstaben vor einem den wohl größten Haufen Müll darstellt, den man in den vergangenen Jahren zusammengeschrieben hat.
Und was tut man dann? Man gibt auf. Und genau das habe auch ich gemacht. Geplant hatte ich eigentlich, über Handys zu lästern. Ja, ich meine diese komischen, immer kleiner werdenden Dinger, die heutzutage jeder mit sich rumschleppt, aber eigentlich überhaupt nicht mehr aus dem Grund, weshalb sie konstruiert wurden, nämlich, um mit ihnen zu telefonieren, sondern eher, da sie als Statussymbol unter den Jugendlichen gelten.
Wenn man sich heute Werbeanzeigen für Handys betrachtet steht da nirgendwo mehr ein Satz wie: “Mit diesem Gerät können sie telefonieren! Immer und überall!”. Nein, das einzige was zählt sind: Kamera, Klingeltöne, viele tolle Farben und ganz, ganz kleine Tasten. Die heutigen Handys haben es gar nicht mehr nötig, zum Telefonieren benutzt werden zu können. Sie sind sowieso so klein, dass man sie sich entweder ans Ohr oder an den Mund halten kann, aber nicht beides zusammen. Wo da genau der Sinn hinter liegt ist mir schleierhaft.
Ich hatte vor einiger zeit mal eines dieser kleinen Dinger in der Hand. Und dann tat ich etwas, wofür mich die halbe Nation von Handybesitzern wahrscheinlich lautstark ausgelacht hätte: Ich versuchte, eine Nummer zu wählen, um jemanden anzurufen. Ich hatte aber ein Problem: Meine Finger waren zu dick. Immer wenn ich auf eine der Zahlen gedrückt hatte, sorgten meine schwülstigen Fleischfinger mit ihren abstehenden Fettreserven dafür, dass ich nicht die gewünschte Taste, sondern alle in der Nähe befindlichen Tasten drückte. Dieser Umstand machte es mir unmöglich, ein Telefonat zu tätigen. Den Ratschlag, ich solle mit den Fingernägeln wählen, pfefferte ich mit einem hämischen Grinsen in den Mülleimer, denn da ich jemand bin, der nichts lieber isst als die eigenen Fingernägel, war mir dies leider nicht möglich.
Meine Schreibblockade ist sehr ärgerlich. Schließlich wollte ich viele tolle witzige Dinge in meine Kolumne einbringen, wie beispielsweise diese überaus schwachsinnigen Werbespots für tolle Klingeltöne, die mit hässlichen, dicken, tanzenden lila Nilpferden versuchen, die Gunst der “Wähler” zu erlangen und wie es scheint damit auch Erfolg haben. Und das, obwohl diese Klingeltöne verdammt teuer sind.
Gleich darauf wollte ich ein Beispiel anbringen in dem ich berichte, wie nervig diese ganze Auswahl an Klingeltönen ist, indem ich von einem Erlebnis in einem kneipenähnlichen Gebäude berichten wollte. Dort befand ich mich nämlich eines Tages mit ein paar bekannten Personen und hörte plötzlich aus einer Ecke lautes Piepen und erstauntes Gerede. Als ich nachschaute, was diese Geräusche erzeugte, wurde ich auf eine kleine Sitzgruppe aufmerksam. Dort saß eine Gruppe von jungen Leuten. Jede Person hatte ihr Handy in der Hand und spielte mit diesem Gerät dem Rest der Gruppe seine tollen, neuen Errungenschaften im piependen Aktualisierungssektor des mobilen Telefonierens vor. Und das etwa eine Stunde lang. Im weiteren Verlauf des Abends war man sich dann nie so sicher, ob das Piepen im Kopf von den Typen da hinten in der Ecke erzeugt wurde oder ob es eine von nun an wohl durchgehend auftretende Gehirnverkrümmung in der tonproduzierenden Gedankenebene war, die durch die andauernde Pieps-Beschallung in Unordnung gebracht wurde und nun nicht mehr wusste was es machen sollte und nur noch gelangweilt in der Gegend herumpfiff.
Außerdem hätte ich gerne noch ein bisschen über die Kameras geredet. Diese tollen neuen Hightech Teile, mit denen man ganz super geniale Fotos machen kann. Ich wollte sagen: “Ich habe eine Digi-Cam und wage zu behaupten, dass diese um einiges bessere Bilder macht, als diese kleinen mickrigen Handy-Kameras!” und diese eingebauten Apparaturen deswegen auch gar nicht brauchen würde.
Es ist schon ärgerlich, wenn man einfach nicht in der Lage ist, etwas auf virtuelles Papier zu bringen, obwohl man sich sicher ist, dass es bestimmt interessant für die Leute sein dürfte, die es sich zu Gemüte führen würden. Aber was soll man machen?
Vergesse ich eben meinen Bericht über die extrem dummen Zusatzteile wie zum Beispiel anders farbige Aufsteckcover. Oder neue Tastenabdeckungen, die dann rot und nicht mehr blau Leuchten. Ich habe gehört, dass es Leute gibt, die solche Dinge unbedingt brauchen! Und die Nachfrage schafft sich bekanntlich das Angebot. Diesen intelligenten Satz habe ich in der Schule gelernt und durch dieses Beispiel wird deutlich, dass dieser Satz einfach nur verdammt richtig ist. Denn welcher normal denkende Mensch wäre schon auf die total dumme Idee gekommen, für ein Gerät, dass konstruiert wurde, um mit ihm zu telefonieren, ein neues Tastaturcover zu entwerfen, das die Tasten in anders farbigen Lichtern erstrahlen lässt, wenn nicht irgendeine Gruppe von Hirnis in einer Umfrage, bei der ausgerechnet diese stumpfsinnigen Personen befragt wurden, gesagt hätte, sie würde sich solch ein Teil auf jeden Fall kaufen und es volle Kanne cool finden? Die Nachfrage schafft sich das Angebot. Die Dummen entscheiden, was die Intelligenten herstellen. Und so lange dieser ganze Schrott gekauft wird, wird es immer schlimmer werden.
Ich hoffe nur, dass, wenn mein schon mehrere Jahre altes Handy einmal kaputt gehen sollte, ich noch ein Handy finde, mit dem man ganz normal telefonieren kann und nicht den Umweg über “Menü – Extras – Telefonextras – Sonderfunktionen – Telefonieren” nehmen muss. Und außerdem hoffe ich, dass sich diese Schreibblockade bald wieder in Luft auflösen wird, damit ich schon bald mit dem Schreiben von neuen Kolumnen weitermachen kann.