Scheuschemen sind mysteriöse Kreaturen, die durch unsere Nachbarschaften huschen. Normalerweise sieht man sie nur aus dem Augenwinkel. Sie sind eher ein Gefühl als wirklich da. Sieht man genau hin, sind sie verschwunden und man hält sie nur noch für eine Illusion, ein Gebüsch, einen Schatten, eine Täuschung. Aber sie sind da. Und sie beobachten uns. Was gruselig klingt, sollte uns aber beruhigen. Sie sind nicht hier, um uns etwas anzutun. Sie sind hier, um uns zu beschützen. Sie halten das Böse von uns fern. Sie passen auf uns auf.
Wenn ihr also das nächste mal im Dunkeln spazieren geht und dieses merkwürdige Gefühl in euch aufsteigt, beobachtet zu werden, handelt es sich hierbei lediglich um einen Scheuschemen, der euch auf eurem Spaziergang begleitet und beschützt.
Mein Ziel lautet, die Scheuschemen für euch zu fotografieren und sie euch vorzustellen. Dies ist kein leichtes Unterfangen, da man sie nicht direkt ansehen und somit auch nicht wirklich gut fotografieren kann, sondern eher aus Versehen beziehungsweise im Vorbeigehen. Es ist unmöglich, ein scharfes Foto von ihnen zu schießen. Aber manchmal, wenn man auf einem Foto ganz genau hinsieht, kann man einen von ihnen erkennen. Und die Ergebnisse meiner Forschungen möchte ich euch hier präsentieren.
Schaudu
Manchmal liegt man nachts im Bett, schaut zum Fenster und hat das Gefühl, beobachtet zu werden. Vielleicht hat man zuvor sogar eine unheimliche Bewegung gesehen oder ein Geräusch an der Fensterscheibe vernommen. Angestrengt starrt man Richtung Fenster, kann aber nichts erkennen. Wie gelähmt bleibt man liegen und traut sich nicht, aufzustehen und nachzusehen. Angst überkommt einen. Das Einschlafen fällt von Sekunde zu Sekunde schwerer.
Dabei hat doch einfach nur ein Schaudu bei euch nach dem Rechten gesehen.

Schaudus zählen zu den größten bekannten Scheuschemen. Sie können ihre Größe nach Belieben ändern, um auch wirklich jedes Fenster erreichen zu können, hinter dem ein Mensch schläft und Schutz benötigt. Der Blick eines Schaudus vertreibt schlimme Gedanken und Albträume und wirkt gleichzeitig beruhigend.
Das zuvor geschilderte unangenehme Gefühl darf nicht dem Schaudu zugeordnet werden. Es stammt von den schlechten Gedanken, dem drohenden Albtraum oder der Angst vor dem Unbekannten beziehungsweise vor einem bevorstehenden Ereignis – also den Dingen, die das Schaudu mit seinem beruhigenden Blick verscheucht hat.

Verspürt man nachts also die Angst vor einem unbekannten Wesen, das vor dem Fenster lauert und einen beobachtet, sollte man einmal tief durchatmen, sich beruhigen und all die Angst mit einem Lächeln beiseiteschieben. Ein Schaudu hat einem lediglich einen Besuch abgestattet und das bedeutet vor allem eines: dass man diese Nacht wirklich sorglos einschlafen kann und ganz bestimmt alles gut wird.

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